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Von Rocksteady zum Reggae...

Die Entwicklung nahm ihren Lauf und schon ein Jahr später veröffentlichten die Maytals den Song "Do the Reggay". Wenn auch in ungewöhnlicher Schreibweise - der Begriff Reggae tauchte zum ersten Mal auf. Woher genau der Begriff kommt, bleibt mal wieder im Dunkeln. Es gibt jedoch die unterschiedlichsten Versionen. Eine besagt, Reggae sei eine Entstellung des Wortes "streggae", Straßenslang aus Kingston für eine Prostituierte. Eine andere hält Reggae für ein Ulkwort, daß den holprigen ("ragged") Rhythmus und das Körpergefühl beschreibt. Wie auch immer.


"Reggae ist in Wahrheit Volksmusik, zu der die rude boys genauso tanzen wie ihr Grannys, er ist Ausdruck ihrer Kultur ihrer Wünsche und Bedürfnisse, ihrer Erlebnisse und Ansichten in einem Spannungsfeld zwischen unbekümmerter Ausgelassenheit und sozialer Depression."

Auf Grund verbesserter Studio- und Produktionstechniken entstanden in den 70-ern verschiedene Reggaerichtungen:

In der Dub-Music ist der Mann am Mischpult der eigentliche Musiker, er mixt aus Rohmaterial neue Lieder. Heute wird diese Technik in der westlichen Musikindustrie immer noch genutzt. Da die meisten Dub-Lieder nur instrumental waren, hatte der DJ während eines Liedes viel Zeit zu "toasten". Es entwickelte sich eine neue Musikform, die Deejay-Version, in der der DJ bzw. MC ("Master of Ceremonie") oder Toaster im Rhythmus des Dub-Songs sprach. "Mit dem Aufkommen der Dub Versions und der Entstehung einer eigenen Musik-Produktion bot sich für die jamaikanischen DeeJays ein Freiraum, der es ihnen ermöglichte, mehr zu tun, als Platten zu wechseln, anzusagen und ein paar Witze zu erzählen. Mit den fast nur instrumentalen Dub Versions hatten sie eine Grundlage für eine eigene 'message' bekommen."

Der Roots-Reggae ist verlangsamt und spiegelt die erneute Unzufriedenheit der Menschen mit der gespannten Situation: Anfang der 70-er Jahre wurde der Zwist zischen der PNP (Peoples National Party) und der JLP(Jamaican Labour Party) Partei immer gefährlicher. "Reggae-Stars, die ihre politische Gesinnung auf ihren Platten veröffentlichten, mussten in ständiger Todesangst leben." Die Musiker - solange sie Rastafaris waren - sehnten sich nach der Heimkehr nach Afrika. "Der Roots-Reggae schuf eine neue, nach Afrika ausgerichtete, kulturelle Identität. Die zentrale Aussage der Rastafari, die Schwarzen seien die "superior race", auf deren Wurzeln es sich wieder zu besinnen gelte, ermöglichte es den Menschen, eigene Wertschätzung und Stolz zu entwickeln. Der Reggae übernahm dabei als kollektiver Ausdruck des Leids sowie tröstender Heilsversprecher, eine soziale Funktion, die zuvor bei der religiös-kultischen Musik der Sklaven zu finden war."


VIDEO: Interview mit Bob Marley
Calypso bis Reggae, 1:22 Min



Internationalisierung des Reggae

Zu dieser Zeit verhalf Bob Marley Reggae zu internationalem Erfolg. Es heißt, dass er den Roots-Reggae weltweit verbreitet hat, obwohl er dem ursprünglichen Roots-Reggae Rock Elemente hinzufügte.

Bob Marley wurde der erste Rockstar aus der dritten Welt. Aus den Ghettos von Kingston schaffte er den Aufstieg in die internationale Musikszene. Trotzdem verstanden die Menschen von seiner Botschaft nur wenig. Als gläubiger Rasta besang er Rastafarianismus, Haile Selassie und er sagte allen schwarzen und weißen Unterdrückern den Kampf an. Es muß an den Vibrations gelegen haben, an dem Ausdruck in der Musik, dem Wunsch nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, dass so viele Menschen "Feuer fingen". Aus einem beschleunigten Rocksteady, dessen Bass stärker betont wurde, wurde der Reggae. Der Übergang von Rocksteady zu Reggae verlief harmonisch. Toots & The Maytals gaben der Musikrichtung ihren Namen mit dem Lied "do the reggay". "Generell gesprochen hat der Reggae drei Grundelemente: Riddim, das ist ein Geflecht von Trommel und Percussion, Melodie und Stimme."

Viele verschiedene Menschen begannen nun Reggae zu hören. Neben der westlichen Hörerschaft, denen es vor allem um den guten "Beat" ging, "wurde Reggae weltweit von vielen lokalen Gemeinschaften übernommen. Man findet Reggae bei den Hopi und Havasupai Indianern in Arizona, bei den Palenquero Maroons in Kolumbien, unter der urbanen Jugend in Nigeria und Süd-Afrika, wie auch bei Maoris in Neuseeland und australischen Aboriginees als Ausdruck von etwas "Tieferem" als reiner Unterhaltung. Manche sind von der spirituellen Qualität angezogen, andere auf seiner Betonung auf einer Pan-Afrikanischen Identität, seines Ausdrucks eines Klassenbewusstseins, und wieder andere durch seine Botschaft einer universalen Befreiung."

In Bob Marley fanden alle Schichten der jamaikanische Gesellschaft ihre Stimme . Er gilt heute noch als Held in Jamaika. Als 1978 die Streitigkeiten zwischen den Anhängern der Parteien wieder zunahmen, gab Bob Marley das "One Love"-Konzert. Er holte Seaga, den Vorsitzenden der JLP Partei und den Premierminister Manley auf die Bühne, nahm sie beide an die Hand, als er "One Love" sang.

One Love,
One Heart,
Let's get together and,
Feel alright!


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© 2001 Stephan Li, Wien. Aus der Semesterarbeit "Chant Down Babylon, Sklaverei in Jamaika - Widerstand und kulturelle Auswirkungen".


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